Über zehn Standorte, verteilt auf Burbacher, Neunkirchener und Wilnsdorfer Gemeindegebiet, erstreckt sich seit kurzem ein neues naturnahes Freizeit- und Aktivangebot – die „ZukunftsWERTEN Wasserorte“. Die Projektverantwortlichen des gemeindeübergreifenden LEADER-Projektes haben sich nun gemeinsam ein Bild von den Wasserorten gemacht und drei Standorte exemplarisch besichtigt.

Das Wasser ist prägend für die LEADER-Region 3-Ländereck. Hier fließen über 200 Kilometer Gewässer von kleinen Quellbächen bis zu den großen Gewässern Heller, Weiß und Dill. Zum einen ist das Wasser ein wichtiger Bestandteil der Industriegeschichte, zum anderen bieten die Gewässer zahlreichen Tier- und Pflanzenarten wertvollen Lebensraum.

„Den Wert der natürlichen Fließgewässer ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen und erlebbar zu machen, das ist die Idee hinter dem LEADER-Projekt. Die ZukunftsWERTEN Wasserorte sind ein lohnenswertes, naturnahes Freizeit- und Aktivangebot im Südsiegerland, gerade, aber nicht nur, in diesen besonderen Zeiten“, so Roswitha Still, 1. Vorsitzende des Regionalvereins LEADER-Region 3-Länder-Eck e. V., der Träger des Projektes ist.

Ideengeber der ZukunftsWERTEN Wasserorte ist Ulrich Krumm aus Burbach-Holzhausen, der in Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der ausführenden Landschaftsarchitektin, Doris Herrmann, auch die Textgrundlage für die Informationsstelen entworfen hat.

An den ZukunftsWERTEN Wasserorten wird mit Wort und Bild über den Lebensraum Fließgewässer, die Kraft des Wassers und die Nutzung durch den Menschen informiert. Informationsstelen, an einigen Standorten ergänzt durch Sitzgelegenheiten, laden dort zum Lernen und Verweilen ein. Je drei ZukunftsWERTE Wasserorte befinden sich in den Kommunen Burbach und Neunkirchen, vier weitere im Gemeindegebiet Wilnsdorf. Alle Stationen sind zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar.


Erkundeten gemeinsam den Burbacher Standort „Wetterbach – selbstbewusster Grenzgänger“: v. l.: Elisabeth Fley (Projektkoordinatorin Gemeinde Burbach), Ulrich Krumm (Ideengeber), Doris Herrmann (Landschaftsarchitektin), Bürgermeister Christoph Ewers, Roswitha Still (1. Vorsitzende Regionalverein), Stefanie Schmidt (Regionalmanagerin) (Foto: Frank Kruppa, Gemeinde Burbach)

In Burbach haben die Projektbeteiligten die Station mit dem Titel „Wetterbach – selbstbewusster Grenzgänger“ besichtigt. Der Titel bezieht sich auf die Tatsache, dass der Ursprung des Wetterbachs in den Bächen Weier- und Winterbach liegt, die im Hohen Westerwald in Rheinland-Pfalz entspringen und sich rund 450 m oberhalb des „Wasserortes“ zum Wetterbach vereinigen. Der Winterbach bildet vom Dreiländereck aus bachabwärts sogar auf rund 800 m die Grenze zwischen NRW und Hessen. Schließlich fließt der Wetterbach weiter nach Hessen und mündet dort – als Haigerbach bezeichnet – in die Dill.

Neben den geographischen Besonderheiten stehen an der Station die riesigen Basaltblöcke, die den Wetterbach hier prägen sowie die Artenvielfalt in und am Gewässer im Mittelpunkt. Von der Bachforelle, der Groppe und dem Bachneunauge über die Blauflügel-Prachtlibelle bis zum Schwarzstorch, der Wasseramsel und dem Eisvogel – sie alle haben am Wetterbach ihr Zuhause.

„Viel wurde in den letzten Jahren getan, um die Durchgängigkeit des Gewässers für die Bachlebewesen zu verbessern: in diesem Jahr soll das letzte Wehr am Winterbach durch die Fischereigenossenschaft Burbach in Kooperation mit dem Verein zur Förderung der natürlichen Lebensgrundlagen e. V. zurückgebaut werden, dann können Winter- und Wetterbach wieder frei fließen“, so Bürgermeister Christoph Ewers bei der Vorstellung des Standortes.


Bei der Besichtigung des Neunkirchener Standortes „Sauers Wehr“: v. l.: Stefanie Schmidt, Guido Uhr (Projektkoordinator Gemeinde Neunkirchen), Dr. Bernhard Baumann, Roswitha Still, Doris Herrmann, Ulrich Krumm (Foto: Nicole Morgenschweis, Gemeinde Neunkirchen)

In Neunkirchen stand die Besichtigung des Wasserortes „Sauers Wehr“ auf dem Programm. „Es handelt sich dabei um einen geschichtsträchtigen Ort: Einst standen hier Mühlen zum Antreiben verschiedener Maschinen, mit denen beispielsweise gesägt oder gemahlen werden konnte. 1416 wurde hier Sauers Mühle gebaut. Sie ist die älteste Mühle in Neunkirchen und wurde damals als Mahlmühle genutzt. Um das Wasserrad in Gang zu halten „verwehrte“ man dem Fluss weiterzufließen. Sauers Wehr entstand. Noch heute wird hier mit Wasserkraft eine Turbine zur Stromerzeugung betrieben“, wusste Bürgermeister Dr. Bernhard Baumann zu berichten.


In malerischer Umgebung des Wilnsdorfer Standortes „Müllerei – Spuk und Teufelswerk“: v. l.: Bürgermeister Hannes Gieseler, Stefanie Wiegel (Tourismusbeauftragte Gemeinde Wilnsdorf), Roswitha Still, Doris Herrmann und Stefanie Schmidt (Foto: Tanja Becker, Gemeinde Wilnsdorf)

Der Wilnsdorfer Standort an der Niederdielfener Mühle mit dem Titel „Müllerei – Spuk und Teufelswerk“ befasst sich mit den Themen „Müllerei“ und „Wasserkraft“. Die Mühle zählte zu den oberschlächtigen Mühlen, bei denen das Wasser von oben auf das Mühlrad strömt. Nach mündlichen Überlieferungen wurde die Mühle im Jahr 1729 gebaut. Sie war eine von sechs Mühlen entlang der Weiß, einem 18 km langen Zufluss der Sieg. „Die Weißtalmühlen arbeiteten überwiegend als Getreidemühlen, kamen aber auch als Sägewerke zum Einsatz“, erläuterte Bürgermeister Hannes Gieseler während der Besichtigung des Standortes. Das Wasser für den Betrieb der Niederdielfer Mühle wurde mit Raffinesse aus der Weiß gewonnen. In dem natürlichen Flusslauf wurde ein Stauwehr errichtet, das noch heute Bestand hat.

 

Die zehn „ZukunftsWERTEN Wasserorte“ sind im Einzelnen:

Paradies Hellertalaue (Burbach, Hellertalaue bei Wahlbach)
Wetterbach – Bachgeflüster (Burbach, Wetterbachtal bei Holzhausen)
Wetterbach – Selbstbewusster Grenzgänger (Burbach, Ortsteil Oberdresselndorf)

Hellertalaue – nasse Füße (Neunkirchen, Ortsteil Wiederstein)
Mischebach – Fünf Sterne Wohnen (Neunkirchen, Ortsteil Wiederstein)
Sauers Wehr – Wasserkraft (Neunkirchen, Ortsmitte)

Heckebach – Zurück zur Natur (Wilnsdorf, Ortsteil Rinsdorf)
Landeskrone – Gestapelte Welten (Wilnsdorf, Landeskroner Weiher)
Müllerei – Spuk und Teufelswerk (Wilnsdorf, Niederdielfener Mühle)
Wild-romantisches Weißtal (Wilnsdorf, Ortsteil Rudersdorf)

Die Gesamtkosten in Höhe von knapp 100.000 € werden zu 65 % aus Mitteln der Europäischen Union, unter Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen, über LEADER gefördert. Die übrigen 35 % werden von den drei Gemeinden getragen. Das Förderprogramm LEADER ist Teil des Europäischen Landwirtschaftsfonds (ELER).

Informationen zu allen Standorten, inklusive Bilder und Standortangaben, sind auf der Outdoor-Plattform „Outdooractive“ über folgenden Link abrufbar: https://www.siegen-wittgenstein.info/de/list/zukunftswerte-wasserorte/207482324/.